Der Ort

Aus der Geschichte Petzows

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Im Jahr 1419 bestätigen die Herzöge von Sachsen-Wittenberg, die die Landesherrschaft am Westufer des Schwielowsees am Beginn des 15. Jahrhunderts innehaben, auf einer Urkunde  einen Eigentumswechsel eines kleinen Ortes namens Pessöw. Es ist die erstmalige urkundliche Erwähnung von Petzow. Man findet diese „Lehnsaufzeichnung“ im Thüringischen Landeshauptarchiv in Weimar.


Petzow, Havel, Werder, Kirche, Wappen, Urkunde, Landeshauptarchiv, Kulturveranstaltungen Urkunde 1419, Th.LHA, Cop. B4, Fol.13.



Doch schon Jahrhunderte früher siedelten hier Slawen an, die in dem Landstrich offenbar den reichlich vorkommenden Ton abbauten und ihn verarbeiteten. Scherbenfunde in der Gegend und der aus dem altpolabischen "Petsch" abgeleitete Begriff  für "Ofen“ bzw. „Feuer" aus dem dann schließlich „Petzow“ wurde sowie eine später wüst gewordener Flecken „Tesekendorp“ weisen auf erste Ansiedlungen in der Gegend hin.


1437, achtzehn Jahre nach seinem Eintritt in die schriftlich bewiesene Geschichte geht der Hof Petzow an das Kloster Lehnin über und verbleibt dort bis zu dessen Säkularisation anno 1542.


Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) und die Pest hinterließen auch hier ihre grausamen Todesspuren.


Die Zeit von ausgangs des 18. bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts kann man als die Hohezeit der Gutsbesitzerfamilie (von) Kaehne betrachten. Am Anfang des 19. Jahrhunderts kaufen die Kaehnes die meisten Bauerngüter aus. 1837 gibt es bereits ein Rittergut mit Dorf und insgesamt 28 Wohnhäusern, später, 1845, wird unter Vereinigung mit Anteilen von Bliesendorf und Mittelbusch Petzow in ein landtagsfähiges Rittergut umgewandelt.


Heimatverein Petzow, Havel, Werder, Natur, See, Schwielow, Park, Schwielowsee, Campingplatz, Ferienunterkunft Absolut, nicht relativ. Foto: HV Petzow.


Zwischen 1820 und etwa 1860, unter der Herrschaft von Carl Friedrich August von Kaehne (1775-1857), entstehen Schloss und Dorfkirche, die prägnantesten Bauten des Ortes, der Park erhält seine Gestalt. Rund um den Haussee und in Verlängerung der bereits bestehenden Dorfstraße prägt sich so das heute noch charakteristische Bild Petzows. Eine wesentliche Rolle bei der Besitzstandsmehrung der Kaehnes aber auch der sozialen Struktur des Dorfes spielten die Ziegeleien, die sich in der Hand der Gutsbesitzerfamilie befanden.


Postkarte um 1915, HV Petzow (Archiv)


Im Jahre 1929 wird im Zuge einer preußischen Kreisreform die Gemeinde Petzow in die Stadt Werder eingegliedert und ist seitdem deren Ortsteil.


Die Geschichte der in Petzow mehr als dreihundert Jahre ansässig gewesenen Familie (von) Kaehne (Kähne) ist sehr wechselvoll und prägend für die Ortshistorie. Die Gutsbesitzerfamilie (von) Kaehne wird nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Werder enteignet. Den letzten Gutsbesitzer nehmen die sowjetischen Besatzer fest, er stirbt 1946 im sowjetischen Sonderlager in Oranienburg-Sachsenhausen, dem vormaligen Konzentrationslager der Nazis.


Von Kriegszerstörungen im Zweiten Weltkrieg bleibt Petzow weitgehend verschont, obwohl das nahe Potsdam von anglo-amerikanischen Bombern angegriffen wurde und nur unweit, Richtung Ferch, schwere und verlustreiche Kämpfe der sog. Wenck-Armee in den letzten Kriegtagen tobten.
Nach Kriegsende finden zahlreiche Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten eine neue Heimat in Brandenburg, auch in Petzow.


Die nach dem Krieg in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) begonnene und nach der Gründung der DDR zu Ende gebrachte Zwangskollektivierung der Bauern, die „sozialistische Neugestaltung auf dem Lande“, hinterlässt in Petzow deutliche Spuren. Das Dorf erreicht es, als erstes im Kreis Zauch-Belzig „vollgenossenschaftlich“ zu werden, d.h. alle Bauern sind in der örtlichen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) bzw. später auch der Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft (GPG) organisiert.


Ab Mitte der 1950er gibt es ein großes Kinderferienlager namens „Pionierlager Tschoibalsan“ auf der Halbinsel Hohenwerder und im Sommer nimmt ein anderes Lager die Erntehelfer auf.


Das Schloss, eigentlich Herrenhaus, Kernbau des historischen Ensembles, wird nach der Enteignung ab 1946 den DDR-Gewerkschaften übergeben und ist lange Jahre Erholungs- und Schulungsheim. Seit 2015 befinden sich darin Wohnungen.
Die politische Wende in der DDR und die Wiedervereinigung Deutschlands bringen auch für Petzow bedeutende Veränderungen. Die Petzower besinnen sich auf ihre Verantwortung für die historischen Ortskern. Sie nehmen aktiv ihr Mitspracherecht bei der Ortsgestaltung wahr und verhindern so z.B. einen Investorenvorschlag, der im vorhandenen Denkmalschutzgebiet Großveranstaltungen wie Bikertreffen, Windhundrennen und eine Seebühne für Live-Events vorsah. 2002 wird der Heimatverein Petzow gegründet, er bringt sich aktiv im Ort ein, vermittelt Einwohnern und Besuchern im Waschhaus, dem Heimatmuseum, die Ortsgeschichte, organisiert Kulturveranstaltungen.


Viele historische Bauten können in den Jahren seit 1990 dank Bürgerengagement und finanzieller Unterstützung von Bund, Land, Kreis und Kommune erhalten und wiederhergestellt werden, z.B. die Staffelgiebeltürme, ein historisches Gutstor.

Heimatverein Petzow, Havel, Werder, wandern, outdoor, Schloss, Laufstrecke, Natur, historische Bauten, Gutstor Staffelgiebeltürme. Foto: HV Petzow.


Auf eine ereignisreiche Geschichte kann die Villa Berglas verweisen, nach dem Krieg bekannt als „Schriftstellerheim“ und bis 1990 im Besitz des DDR-Schriftstellerverbandes. Nachdem es um das Jahr 2000 herum seinen jüdischen Besitzern zurückgegeben wird, kaufen Privatleute das Anwesen und richten es mit viel Liebe wieder her. Sie geben ihm auch den Namen seines ehemaligen jüdischen Besitzers Berglas wieder.


Das „Pionierlager Tschoibalsan“ überlebt die Wirren der Zeit und heisst nun KiEZ Inselparadies. Das Jugendtouristhotel, eine „Devisenmaschine“ der DDR, überlebt indes nicht. Es stand auf dem Terrain der heutigen Hotelanlage Precise Resort Schwielowsee. Letztere, 2004 eröffnet, ist deutschlandweit bekannt. Über Deutschland hinaus bekannt ist das Anfang der 1990er gegründete Petzower Unternehmen Christine Berger, das Sanddorn- und Wildobstprodukte mit Früchten aus eigenem Anbau herstellt und vertreibt.


Jahrzehntelanger Beliebtheit bei Camping-Freaks im In- und Ausland erfreut sich der Campingplatz Riegelspitze, der direkt auf Petzower Seite am Glindower See liegt. Verkehrsgünstig gelegen, bietet er zahlreiche Möglichkeiten sommerlicher Erholung mit dem eigenen Wohnmobil und Caravan, auch Ferienunterkünfte und Zelturlaub. Ebenfalls reizvoll direkt am Wasser unterhalb der Kirche gelegen, lädt an den Wochenenden der Forellenhof Schloss Petzow seine Gäste zum Verweilen ein.


Am Beginn des 21. Jahrhunderts wohnen etwa 500 Menschen in unserem Ort. Mehr über die Ortsgeschichte erfährt man in den vom Heimatverein Petzow herausgegeben Büchern „Petzow. Relativ absolut.“ und „Die Kaehnes in Petzow“.

 
 
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